Wie lassen sich Kundenwunsch – auch am späten Nachmittag noch eine Vielfalt an Backwaren beim Bäcker kaufen zu können – und der Nachhaltigkeitsgedanke verbinden?
Die Projektpartner Webers Backstube, die Forschungs- und Lehrbrennerei an der Uni Hohenheim, das ttz Bremerhaven sowie Müller Brennereianlagen entwickelten hierfür eine innovative Lösung zur Nutzung von Backwaren-Retouren für die Herstellung von Bioethanol.
Backwaren-Retouren und Altbackwaren werden in der Regel weiterverarbeitet, z. B. zu Paniermehl oder teils an gemeinnützige Organisationen gespendet. Nicht verwertbare Backwaren, die als Abfall deklariert sind, werden dabei in einer Biogasanlage verwertet.
Als alternative Möglichkeit zur nachhaltigen Verwertung untersuchte die Universität Hohenheim, ob sich die Altbackwaren für die Ethanolerzeugung eignen. Für das eigens entwickelte Verfahren wurden die Backwaren verflüssigt, verzuckert und vergärt. Durch ein thermisches Trennverfahren, der sogenannten Destillation, erfolgte die Separation des Ethanols. Für die Maische eignen sich sowohl Brot und Brötchen, als auch süße Teigwaren wie Plunder oder Kuchen.
Die Destille für den Brennvorgang entwickelte Müller Brennereianlagen. Für die Ermittlung der produzierten Ethanolmenge unter Zollverschluss, wurde hierfür u. a. eine Alkoholmessuhr entwickelt. Über diese Messuhr kann die produzierte Menge Ethanol erfasst werden. Das Ethanol wird in Verschlusstanks gesammelt und von einem Unternehmen zu Industriealkohol verarbeitet.
Neben der Entwicklung der eigentlichen Brotbrennerei-Anlage und dem Verfahren, liegt ein weiterer Fokus auf der effizienten Nutzung der Abwärme. Hierfür entwickelte das ttz Bremerhaven ein maßgeschneidertes Wärmeenergiekonzept. Zu den bereits vorhandenen Wärmetauschern, die die Übertragung der Abwärme aus den Backöfen zum Wärmepufferspeicher ermöglichen, wurde eine zusätzliche Wärmepumpe in das Gesamtkonzept integriert, um das Abwärmepotenzial aus der Raumluft im Bereich über den Backöfen zu nutzen. Die Wärme aus dem Wärmepufferspeicher wird sowohl für das Café von Webers Backstube, als auch für das Einmaischen sowie für die Vorwärmung der Maische vor dem Brand verwendet. Eine Wärmerückgewinnung erfolgt aus der Schlempe, welche am Ende in der Brennblase zurückbleibt. Im Rahmen einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft wird die Schlempe nach dem Brand als Viehfutter verwendet.
Als zusätzliche Verwertungsidee wird derzeit geprüft, ob der produzierte Alkohol auch als Trinkalkohol in Form eines „Brotbrands“ oder „Whiskys“ vermarktet werden darf. Auch für die Schlempe wurde erprobt, diese als Bestandteil eines Brots zu verwenden, sodass diese Verwertung eine Kreislaufnutzung ermöglichen würde.
Das Projekt wird gefördert im Zentralen Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK).
Das ttz Bremerhaven versteht sich als innovativer Forschungsdienstleister und betreibt anwendungsbezogene Forschung und Entwicklung. Unter dem Dach des ttz Bremerhaven arbeitet ein internationales Experten-Team in den Bereichen Lebensmittel und Ressourceneffizienz.
Bildquelle: Friedrich Springob I Kleinbrennerei